Digitalisierungs-Scouts – Pfadfinder in digitalen Welten
Dienstag, 14. September 2021 • geschrieben von Christian Hartmann
Um eine Digitalisierungsstrategie umzusetzen, bedarf es vielfältiger Aktivitäten:
Prozesse müssen identifiziert werden, geeignete Technologien gefunden und die Mitarbeitenden müssen auf die neuen Aufgaben vorbereitet werden. Ein zentraler Erfolgsfaktor dabei ist, dass Mentoren in das Unternehmen infiltriert werden, die verstehen, was Digitalisierung bedeutet und eine digitale Kultur vorleben. Die Mentoren der Digitalisierung werde ich im Folgenden Digitalisierungs-Scouts nennen.
Digitalisierungs-Scouts sind Menschen, die das Thema „Digitalisierung“ mit Leidenschaft und Kompetenz vertreten, die Innovationen aufgeschlossen sind, Experimentierräume schaffen und nutzen können. Sie untersuchen in unterschiedlichen Arbeitsfeldern zusammen mit den Mitarbeitenden digitale Technologien auf ihre Nutzbarkeit für die eigenen Arbeitsprozesse und Angebote. Sie planen digitale Prozesse, betreiben Marktrecherchen und pflegen Kontakte zu Start-ups und interessanten Unternehmen. Sie initiieren neue Geschäftsmodelle und denken in vernetzten Strukturen. Sie sollten idealerweise über die Fähigkeit von Facilitatoren verfügen, die es dem Unternehmen ermöglichen, digitales Neuland zu betreten, indem sie als „Dolmetscher“ zwischen Technik, Fachbereich und Leitungsebene fungieren.
So betrachtet sind das einige Anforderungen, die sich an Digitalisierungs-Scouts stellen. Um als Facilitatoren der Digitalisierung wirken zu können, brauchen sie gleichermaßen technische, wie auch soziale Kompetenzen. Sie müssen nicht nur in der Lage sein, neue digitale Technologien einschätzen zu können, sondern sie sollten auch die Fähigkeit besitzen Meetings zu moderieren und Innovationsprozesse zu gestalten. Dafür benötigen sie entsprechende Qualifikationen und Methodenkenntnisse wie etwa Design Thinking, Open Space und agile Prozessmethoden.
Wie findet man Mitarbeitende mit einem derartig breiten Qualifikationsprofil? Auf dem Arbeitsmarkt wird es schwierig sein geeignete Mitarbeiter zu gewinnen, die sowohl über das Qualifikationsniveau als auch das benötigte Branchen know-how verfügen. Die sinnvollste Alternative zur Entwicklung von Digitalisierungs-Scouts ist es, eigene Mitarbeitende dafür zu gewinnen und zu qualifizieren.
Ein Qualifizierungsprogramm für Digitalisierungs-Scouts sollte die folgenden 4 Kompetenzbereiche umfassen: IT-, Medien-, Organisations- und Vernetzungskompetenz.
IT-Kompetenz meint dabei die Fähigkeit, digitale Technologien auf ihre Nutzbarkeit für die Unternehmensbereiche beurteilen zu können. Das impliziert eine permanente Beobachtung des Marktes, die Begutachtung interessanter Lösungen und die Beurteilung der Nutzbarkeit gemeinsam mit den Arbeitsfeldern.
Davon abgegrenzt umfasst die Medienkompetenz die Fähigkeit in digitalen Umgebungen kommunizieren und arbeiten zu können. Dazu gehört die Nutzung von Social Media, Messenger-Diensten, Videokonferenzen und Collaborations-Plattformen. Aufgabe der Digitalisierungs-Scouts ist dabei, den Arbeitsbereichen diese Technologien vorzustellen, Pilotprojekte zu initiieren und zu begleiten.
Organisationskompetenz meint die Fähigkeit, Organisationsstrukturen und Prozesse im Unternehmen zu analysieren und die Arbeitsfelder bei der Gestaltung und Veränderung durch die Nutzung digitaler Technologien unterstützen zu können. Um diese Aufgaben wahrnehmen zu können, benötigt der Digitalisierungs-Scout Kenntnisse der Prozessanalyse und der Moderation von Veränderungsprozessen.
Nicht zuletzt sollte ein Qualifizierungsprogramm für Digitalisierungs-Scouts auch den Bereich der Vernetzungskompetenz umfassen. Dabei geht es darum, das Unternehmen und seine Mitglieder zu befähigen, in Netzwerkstrukturen zu agieren. Solche Strukturen können sich im Unternehmen etwa durch eine stärkere horizontale Vernetzung von Mitarbeitenden als auch durch den Aufbau nachhaltiger Beziehungen zu Akteuren außerhalb des eigenen Unternehmens ausprägen. Die Aufgabe der Digitalisierungs-Scouts ist es, solche Vernetzungen zu befördern und Programme zu initiieren wie etwa Working Out Loud, die der Entwicklung von Vernetzungskompetenzen bei den Mitarbeitenden befördern.
Digitalisierungs-Scouts sollten keinem speziellen Bereich zugeordnet werden, um nicht zu Vertretern von Partikularinteressen zu werden. Sie müssen jederzeit in der Lage sein, mit den unterschiedlichsten Bereichen „sprechen“ zu können. Digitalisierungs-Scouts sollten außerhalb der üblichen Silo-Strukturen wirken können. Sie sollten Netzwerke im Unternehmen aufbauen und initiieren, die quer zu den vorhandenen Strukturen liegen. Digitalisierungs-Scouts sind „Netzwerkagenten“, die im besten Fall eine Katalysatorenfunktion hin zu einer Netzwerkorganisation ausfüllen können.
